"Meiner Tochter würde ich im Zweifel raten, nicht zur Polizei zu gehen", verkündete der frühere Generalstaatsanwalt Berlins, Hans-Jürgen Karge, in der Talkshow "Anne Will" am 1. August 2010. Er löste damit nicht nur große Empörung aus, sondern warf ebenso viele Fragen auf: müssen die Opfer von sexualisierter Gewalt heute tatsächlich Angst vor einer Anzeige haben? Kann ein Rechtsstaat diese Entwicklung so hinnehmen?
Laut deutscher Polizeistatistik wurden im Jahr 2010 in Deutschland 46.869 Fälle von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gemeldet, davon 7.724 Fälle von Vergewaltigung oder schwerer sexueller Nötigung. Viele Übergriffe sexualisierter Gewalt bleiben jedoch unentdeckt: die Betroffenen schweigen oft jahrelang, aus Scham und Angst davor, dass ihnen nicht geglaubt wird. Je besser sich Opfer und Täter oder Täterin kennen, desto geringer ist die Bereitschaft zur Anzeige. Dabei spielt der Faktor Zeit bei sexualisierter Gewalt eine wichtige Rolle: Je schneller sich ein Opfer fachkundige Hilfe sucht und die Spuren der Tat als Beweise sichern lässt, desto wahrscheinlicher kann der Täter oder die Täterin später überführt werden. Auch um dauerhafte seelische Schäden möglichst zu begrenzen, benötigen Opfer von Sexualstraftaten besonders schnelle und unbürokratische Hilfe.
In den letzten Jahren sind bundesweit in einigen Städten verschiedene Modelle und Maßnahmen entwickelt worden, die eine anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftaten und häuslicher Gewalt ermöglichen. Wie sich diese Modelle auch auf Sachsen-Anhalt übertragen lassen, möchten wir
am: Donnerstag, 28. Juni 2012
um: 18: 00 Uhr
in: Evangelische Stadtmission Halle e.V., Weidenplan 3-5, 06108 Halle/Saale
mit folgenden Gästen diskutieren:
Susanne Hampe, MSW Dipl. Sozialarbeiterin, Frauen für Frauen e.V, Frauennotruf Leipzig
Prof. Dr. Angela Kolb, Ministerin für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt
Durch den Abend führt Corinna Reinecke, MdL, Landesverbandsvorsitzende der AsF- Sachsen-Anhalt
Bitte melden Sie sich bis 17. Juni 2012 per Mail bei Chris Henze (chris.henze@spd.de) an. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!